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1892 | Bebel wird Parteivorsitzender

21. November 1892
Bebel, die Frauen und die berühmte Uhr
Jede*r SPD-Parteichef*in wird gefragt, ob sie/er die goldene Bebel-Uhr von ihrem/seinem Vorgänger bekam, wie es ein Mythos besagt. Aber geht sie wirklich von Hand zu Hand?
August Bebel ist einer der Gründerväter der SPD. Auf dem Parteitag in Berlin 1892 wählen ihn die Mitglieder zu ihrem Vorsitzenden. Neben ihm bekleidet auch Paul Singer das Amt. Bis zu seinem Tod am 13. August 1913 ist Bebel die zentrale Persönlichkeit der Partei. Mehrfach sitzt er für seine politischen Überzeugungen in Haft. Einen Militäretat, mit dem die Rechte des Parlaments beschnitten werden sollen, lehnt der große Redner 1887 mit den Worten ab: "Diesem System keinen Mann und keinen Groschen."
Berühmt ist Bebel auch für seinen Einsatz für die berufliche und politische Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. 1879 formuliert er in seinem einflussreichen Werk "Die Frau und der Sozialismus":
"Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabhängigkeit und Gleichstellung der Geschlechter."
Die Geschichte mit der Taschenuhr können wir klären: Bebel verschenkte eine unbekannte Zahl goldener Taschenuhren mit seinem eingravierten Namen. Eine davon trat 1963 ins Rampenlicht. Als Willy Brandt aus Anlass des 50. Todestages von Bebel zu dessen Grab nach Zürich reiste, überreichte ihm die Sozialdemokratische Partei Zürich dieses "Kleinod der deutschen Sozialdemokratie". Und wo ist die Uhr jetzt? Entgegen der Sage hat sie nie ein*e SPD-Vorsitzende*r der oder dem anderen weitergereicht. Stattdessen liegt sie in einem Tresor der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn.