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Hanna Reichhardt
Ich bin eine von vielen. Ich bin eine von euch. Ich bin Sozialdemokratin.
Warum eigentlich SPD? Warum Sozialdemokratie? Die Antworten auf diese Frage sind bunt. Sie sind laut und trotzig, sie sind stolz und liebevoll.
Wir sind rund 400.000 Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Und jede*r von uns bringt seine eigene, besondere Geschichte mit. Einige davon erzählen wir in unserem Projekt #1von400Tausend.
Mein Name ist Hanna Reichhardt
... als ich mit 15 Jahren auf einer Party war, hat mich eine Freundin geküsst. Aus Spaß. Während sie sich danach darüber amüsierte, merkte ich, dass der Kuss mich nicht kalt ließ. Dabei interessierte ich mich doch eigentlich für Männer?! Jahrelang wusste ich nicht, was mit mir los ist. Denn ich kannte keinen Begriff dafür. Dort wo ich groß wurde, kannte man keinen Begriff dafür. Heute weiß ich: Ich bin bisexuell.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Nord-Hessen. Bis zu meinem 13. Lebensjahr habe ich das Leben dort sehr geliebt: Ich war immer draußen in der Natur. Doch mit dem Start der Pubertät änderte sich das. Ich realisierte immer mehr, dass ich einfach nicht in die Dorfcommunity passte. Ich war „anders“. Oder fühlte mich zumindest so.
Schon früh erkannte ich Ungerechtigkeiten. Mit Erklärungen wie „Das war schon immer so“ habe ich mich nie zufriedengegeben. Das brachte ich verbal und auch durch Äußerlichkeiten zum Ausdruck. Ich war Punk, färbte mir meine Haare bunt oder rasierte sie ab. Manchmal trug ich auch Iro – je nach Stimmung. Mein Auftreten gefiel vielen nicht, ich geriet oft in Schwierigkeiten.
Niemals werde ich diese Nächte nach Dorffesten vergessen, in denen ich dachte, ich komme nicht sicher nach Hause. Denn ich erlebte des Öfteren, wie Nazis mich verfolgten, durch die Straßen hetzten, mir Angst machen wollten. Doch ich ließ mich nicht kleinkriegen. Im Gegenteil. Ich blieb laut, frech und direkt. Und begann, mich politisch zu engagieren. Bei den Jusos.
Dort traf ich auf Menschen, die so sind wie ich. Die von denselben Dingen genervt sind. Die Meinungsunterschiede wertschätzen, statt auf ihre Meinung zu beharren. Ich begriff, dass „anders“ sein eine Definitionssache ist.
Als ich nach der Schule dann für mein Studium nach Göttingen zog, lernte ich auch zu meiner Sexualität zu stehen. Ich verstand, dass es völlig okay ist, Männer und Frauen zu lieben. Dass es bei Liebe nicht um das Geschlecht, sondern um den Menschen geht.
Mittlerweile bin ich stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos. Ich setze mich für Antifaschismus, Feminismus und Internationalismus ein. Ich kämpfe für eine faire, gerechtere Gesellschaft, die jeden und jede so mitnimmt, wie er oder sie ist. Deshalb wähle ich am 26. September SPD. Wir brauchen eine progressive Regierung – ohne CDU. 16 Jahre lang hat die Union alles verschlafen, wichtige Gesetze blockiert. Jetzt ist die Zeit für einen Wechsel. Denn: Gesellschaftliche Fortschritte gab es in der Bundesrepublik immer nur dann, wenn die Sozialdemokratie im Kanzleramt war.
Liebe Hanna,
du sprichst mir aus dem Herzen: wir brauchen dringend einen Regierungswechsel, um Gesetzesvorhaben angehen zu können, die die Union bisher blockiert hat. So ist es der SPD zum Beispiel ein Anliegen, den Artikel 3 des Grundgesetzes – neben Kinderrechten und dem Ersetzen des Rassebegriffs – um die Merkmale „geschlechtliche Identität“ und „sexuelle Orientierung“ zu ergänzen. Da hat die Union bislang die Bremse getreten. Politik hat die Aufgabe, Akzeptanz und Respekt zu fördern – in jedem Bereich – auch hier sind wir uns einig. Leider nehmen antisemitische oder rassistische Hetze, queerfeindliche Beschimpfungen und tätliche Übergriffe zu. Das ist eine Entwicklung, mit der ich mich niemals abfinden werde, darauf kannst du dich verlassen. Danke für deine Offenheit und Danke, dass du #1von400Tausend bist!
Ihr seid Genossin oder Genosse und habt eine besondere Geschichte? Oder ihr kennt jemanden, der #1von400Tausend werden sollte? Dann meldet euch bei uns. Schreibt uns einfach eine Mail an 1von400Tausend(at)spd.de.
Wir freuen uns auf euch und eure Geschichten!