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Mehmed König

Ich bin einer von vielen. Ich bin einer von euch. Ich bin Sozialdemokrat.

Warum eigentlich SPD? Warum Sozialdemokratie? Die Antworten auf diese Frage sind bunt. Sie sind laut und trotzig, sie sind stolz und liebevoll.

Wir sind rund 400.000 Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Und jede*r von uns bringt seine eigene, besondere Geschichte mit. Einige davon erzählen wir in unserem Projekt #1von400Tausend.

Mein Name ist Mehmed König

... und ich kann mich noch genau an diesen Sommertag 1992 erinnern. Ich saß mit meiner Familie am Frühstückstisch. Wir hatten gute Laune, planten unseren Tag. Plötzlich war da dieser laute Knall. Die Wohnung vibrierte. Stille. Dann ein weiterer Knall. Mein Vater rannte zum Fenster und rief: „Granaten!“ Unsere Heimat in Bosnien-Herzegowina wurde bombardiert. Dieser Tag hat mein Leben für immer verändert. Es war der Tag, an dem ich meine Kindheit verlor und der Krieg in meine Blutlaufbahn überging.

Bis zu meinem siebten Lebensjahr hatte ich eine schöne Kindheit. Meine Eltern hatten gute Jobs und eine tolle Wohnung in einer schönen Gegend. Wir hatten einfach alles. Bis zu eben diesem Tag. Was wir danach erlebten, war der blanke Horror.

Nachdem die Granaten unser Nachbarhaus zerbombt hatte, liefen wir in den Keller. Dort blieben wir einige Tage. Wir wussten, es würde nur einen Weg geben, um diesem Krieg zu entkommen: Flucht. Eines nachts zogen wir los. Mein Herz schmerzte so sehr, vor allem als ich meinen Hundewelpen – Stella - zurücklassen musste. Und meine Kuscheltiere. Ich wollte einfach nur bitterlich weinen, aber ich durfte nicht. Zu groß war die Gefahr, man könne uns hören.

Wir flohen über das Gebirge. Und wurden dann voneinander getrennt. Mein Vater und mein älterer Bruder kamen in ein Kriegsgefangenenlager für Männer. Meine Mama, meine Schwester und ich in ein anderes. Immer wieder fragte ich Mama: „Wo ist Papa? Wo ist mein Bruder? Wo sind Stella und meine Kuscheltiere?“ Antworten konnte sie mir keine geben. Wir verloren das Gefühl für Zeit, weshalb ich bis heute nicht weiß, wie lange wir dort waren. Was ich aber niemals vergessen werde, ist dieses Gebäude: der kalte Boden, die Dunkelheit.

Eineinhalb Jahre nach dem Verlassen unserer Heimat kamen wir in Zagreb an. Es war ein Zufluchtsort für viele Flüchtlinge. Wir hofften so sehr, meinen Vater und meinen Bruder dort anzutreffen. Wir hatten mittlerweile eine Art Visum für Deutschland - organisiert von meinem Onkel, der bereits in Bayern lebte. Meine Mutter spielte auf Zeit, um auch den Rest der Familie mitnehmen zu können. Sie war sich sicher, die zwei wiederzusehen.

Tag für Tag standen wir also draußen und warteten auf die Busse, die die Flüchtlinge herbrachten. Jeden Tag hofften wir aufs Neue, sie würden aus einem dieser Busse steigen. Wir wurden oft enttäuscht, doch dann geschah es wirklich. Meine Mama weinte die bittersten Tränen. „Lauf zum Bus, da sind sie“, rief sie mir zu. Und dann stand ich vor diesen Menschen. „Ich sehe sie nicht“, rief ich Mama zu. Ich stand direkt vor meinem Vater, aber ich erkannte ihn nicht. Er sah verändert aus, war abgemagert, trug einen Bart. Ich war schockiert und glücklich zugleich. Und schloss ihn fest in meine Arme.

Danach ging es weiter für uns. Nach Deutschland. Ingolstadt. Endlich sollten wir Ruhe finden, in Sicherheit leben. Doch ich fühlte mich nicht immer willkommen, hatte große Startschwierigkeiten. Ich erlebte immer wieder rassistische Anfeindungen. Man nannte mich „Kanake“ oder grenzte mich bewusst aus, weil ich meine Kette mit Halbmond und Stern trug.

Heute bin ich unglaublich froh, in Berlin zu leben. Ich mag das Positive und die Möglichkeiten, die mir dieses Land bietet. Schnell fand ich hier auch meine politische Heimat. Bei der SPD. Sie ist eine Heimat des solidarischen Miteinanders und des Respekts. Sie kämpft für ein Leben ohne Diskriminierung. Mit der Ehe für alle hat sie mir die Ehe mit meinem Mann ermöglicht.

Dieses Jahr darf ich zum ersten Mal nach meiner Einbürgerung wählen. Und ich bin ehrlich: Ich bin aufgeregt! Ich werde diesen Tag feiern und mit Sicherheit auch weinen. Ich freue mich, nun endlich „meine“ SPD wählen zu können.“

Lieber Mehmed,

das ist aufregend! Denn diese Wahl ist entscheidend für Deutschland und ich danke dir, dass du der SPD und mir deine Stimme anvertraust. Dieses Vertrauen erfüllt mich mit Demut und es treibt mich an. Für dich und für alle Bürgerinnen und Bürger in diesem Land will ich eine Gesellschaft des Respekts schaffen, die konsequent gegen jede Form des Rassismus einsteht. Rassismus ist Struktur und ich will gemeinsam mit der SPD dagegen ankämpfen. Danke, dass du deine Geschichte mit uns teilst und Danke, dass du #1von400Tausend bist.

Ihr seid Genossin oder Genosse und habt eine besondere Geschichte? Oder ihr kennt jemanden, der #1von400Tausend werden sollte? Dann meldet euch bei uns. Schreibt uns einfach eine Mail an 1von400Tausend(at)spd.de.

Wir freuen uns auf euch und eure Geschichten!