Omikron breitet sich rasant in Deutschland aus - und mit der Virusvariante die Unsicherheit. Die zuerst in Südafrika aufgetretene Variante gilt als besonders ansteckend. Gleichzeitig mehren sich Hinweise auf mildere Krankheitsverläufe. Expert:innen sind sich einig: Nur die Impfung kann Omikron seinen Schrecken nehmen. Wie effektiv schützt die Grundimmunisierung gegen die Virusvariante, wie gut der Booster? Und wird ein Booster-Booster nötig? Wichtige Fragen im Überblick.
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Wie gut schützt die (Booster-)Impfung gegen Omikron?
Bei der Frage nach der Impfwirkung müsse man zwischen dem Schutz vor einer Infektion und dem Schutz vor einer schweren Erkrankung unterscheiden, sagt Immunologe Carsten Watzl. „Der reine Schutz vor Ansteckung mit Omikron wird mit den jetzigen Impfstoffen immer suboptimal sein“, so der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Aber: „Die Impfstoffe tun trotzdem, was sie sollen: Sie schützen vor schweren Verläufen und das sehen wir aktuell bei Omikron.“
Eine gerade erst von der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA vorgestellte Analyse weist darauf hin, dass Booster-Impfungen der besonders gefährdeten Gruppe der Seniorinnen und Senioren auch bei Omikron einen hohen Schutz vor schweren Verläufen bieten. Drei Monate nach der Drittimpfung liegt der Schutz vor Einlieferung ins Krankenhaus für Menschen ab 65 Jahren demnach bei rund 90 Prozent. Der Schutz vor einer Corona-Infektion mit milden Symptomen liegt hingegen nur noch bei rund 30 Prozent, wie die vorläufigen Daten zeigen.
Nach der Grundimmunisierung - also nach zwei Impfungen oder beim Vakzin von Johnson&Johnson nach einer Impfung - lasse der Schutz vor Ansteckung bei Omikron recht schnell nach, sagt Sebastian Ulbert, Impfstoffexperte vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie. Die Booster-Impfung verbessert diesen Schutz zumindest für die erste Zeit nach der Impfung wieder deutlich, weil wieder mehr Antikörper gebildet werden. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité verwies im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info auf dänische Studiendaten, die zeigten, dass die dritte Impfung das Risiko für eine Omikron-Ansteckung stark senke und bei der aktuellen Verbreitungskontrolle den Unterschied mache.
Vor schwerer Erkrankung schütze hingegen wohl schon die Grundimmunisierung weiterhin recht gut, sagt Ulbert. Watzl verweist auf einen Report der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA zur Effektivität der Impfung gegen einen schweren Verlauf mit Omikron, der dazu führe, das man ins Krankenhaus müsse. Demnach liegt der Schutz bis sechs Monate nach der zweiten Impfung bei etwa 72 Prozent, nach dem Booster sogar bei rund 88 Prozent.
Wie lange der Schutz jeweils anhalte, lasse sich im Zuge der noch jungen Omikronwelle noch nicht seriös sagen, sagt Ulbert. Die Booster-Impfung weite die Schutzwirkung zumindest erheblich aus und rufe eine verstärkte Immunantwort hervor.
Dass die Impfstoffe vor einer Omikron-Ansteckung weniger zu schützen scheinen als vor anderen Virusvarianten wie Delta, legen immer mehr registrierte Infektionen bei Menschen mit Grundimmunisierung oder gar Auffrischungsimpfung nahe. „Die Impfstoffe wurden auf eine bestimmte Sequenz des Spike-Proteins entwickelt, das sich auf der Virusoberfläche befindet. Mittlerweile gibt es jedoch Varianten, die haben das Spike-Protein an entscheidenden Stellen verändert“, erklärt Impfstoffexperte Ulbert. Dadurch werde diese Virusvariante vom Immunsystem nicht mehr so gut erkannt. Hinzu komme, dass bei ansteckenderen Varianten meist weniger Viren für eine Infektion ausreichten.
Erste Studien legen nahe, dass nicht alle Impfstoffe gleich stark gegen Omikron wirken und manche Vakzin-Kombinationen bei Grundimmunisierung und Auffrischung effektiver sind. Ulbert rät aber von Pauschalaussagen dazu ab, welches Vakzin am besten schütze. Alle bisherigen Impfstoffe zeigten, dass der Schutz vor Ansteckung mit der Zeit nachlasse – dass die zirkulierenden Antikörper nach und nach weniger würden, sei normal. „Bei den wenigen Studien bisher zum Schutz vor Omikron wurden vor allem Ansteckungen oder Infektionen mit leichten Symptomen betrachtet.“ Um den Schutz vor schweren Erkrankungen beurteilen zu können, müssten die Studien länger laufen.
Watzl gibt eine erste Einschätzung: „Moderna ist der etwas bessere von den beiden mRNA-Impfstoffen – einfach, weil er die höhere Dosis verwendet.“ Mit Moderna Geimpfte seien „einen Ticken“ besser gegen Omikron geschützt als etwa mit Biontech Geimpfte.
In der Diskussion um die weitere Impfstrategie scheint klar: Auch nach der Auffrischungs-Impfung wird der Schutz vor Infektionen mit der Zeit wieder nachlassen. „Die vielen Antikörper, die man nach dem Booster hat, gehen mit der Zeit wieder verloren. Das hat den Hintergrund, dass das Immunsystem auf die Impfung reagiert wie auf eine Infektion und erst einmal viele Antikörper produziert“, erklärt Watzl. Irgendwann würden diese aber nicht mehr gebraucht, so dass die Zahl sich deutlich reduziere. Damit steige dann auch wieder das Risiko, sich zu infizieren.
Immunologe Watzl zufolge braucht es derzeit noch engmaschigen Impfschutz, weil es das wichtigste Ziel sei, die Virusverbreitung einzudämmen. Schließlich seien noch nicht alle ausreichend vor schweren Verläufen geschützt, „weil wir noch diese Impflücke haben“. Mit Blick in die Zukunft sei aber der Schutz vor schweren Verläufen das primäre Ziel – und der lasse viel langsamer nach. Bei Menschen aus Risikogruppen könnten dann zwar regelmäßige Booster sinnvoll bleiben. Bei jüngeren und gesunden Menschen sei künftig aber vorstellbar, dass keine regelmäßige Auffrischungsimpfung mehr nötig sei, solange sich das Virus nicht gravierend verändere.
Israelische Daten zur vierten Impfung hatten kürzlich gezeigt, dass sie zwar einen erneuten Anstieg der Antikörper bringt. Der sei zwar „gut, aber nicht ausreichend“, hatte Studienleiterin Gili Regev zu den vorläufigen Ergebnissen gesagt. Man sei kurz nach der vierten Impfung wieder auf demselben Antikörper-Stand wie kurz nach der dritten - und es könne nicht das Ziel sein, sich etwa alle vier Monate erneut gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Für gefährdete Gruppen wie Senioren sei die vierte Dosis vorerst der richtige Weg - für die übrige Bevölkerung sei das fraglich.