Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius wird neuer Verteidigungsminister. Wir dokumentieren Pressestimmen zur Berufung des Sozialdemokraten. Ein Überblick.
Nürnberger Nachrichten
„Was ist von dem künftigen Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt über die Bundeswehr zu halten? Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Polit-Profi. Wer das schwierige Amt eines Landesinnenministers über einen längeren Zeitraum weitgehend ‚unfallfrei‘ bewältigt, der muss sich vor keiner Aufgabe mehr fürchten.“
Münchner Merkur
„Der 62-jährige Boris Pistorius ist ein in vielen Schlachten gestähltes politisches Schlachtross und nach allem, was man von ihm weiß, eine sichere Wahl für das schwierigste Ministeramt, das die Bundespolitik in europäischen Kriegszeiten zu vergeben hat. (…) Pistorius hat in seinen fast zehn Jahres als niedersächsischer Innenminister gezeigt, wie es geht, sich vor seine Einsatzkräfte zu stellen.“
Frankfurter Rundschau
„Ob Boris Pistorius der Richtige ist für das Amt des Verteidigungsministers, wird er zeigen müssen. Er bringt zumindest einiges mit, um die vor ihm liegende Mammutaufgabe zu bewältigen. Als durchsetzungsfähiger und kommunikativer Politmanager müsste er in der Lage sein, die Soldatinnen und Soldaten sowie die Generäle mitzunehmen, um die nur noch teilweise einsetzbare Bundeswehr schrittweise wieder in eine Armee für die Landes- und Bündnisverteidigung umzubauen. Er ist zudem gut vernetzt innerhalb der SPD und kennt durch seine bisherige Arbeit als niedersächsischer Innenminister die meisten anderen Akteure im politischen Berlin.“
Stuttgarter Zeitung
„Pistorius hat sich als sozialdemokratischer Innenminister einen Ruf als roter Sheriff verdient: als einer, der auch bereit ist, hart durchzugreifen. Das ist eine gute Grundlage für einen, der nun ein roter General sein soll. Der künftige Minister hat bereits angekündigt, er werde sich vor seine Truppe stellen. Das sind Töne, die dort sehr begrüßt werden dürften. Der kantige Niedersachse hat das Potenzial, zu einem Ressortchef zu werden, der in der Truppe geliebt und respektiert wird wie zuletzt Peter Struck.“
Rhein-Neckar-Zeitung
„Boris Pistorius bringt vieles mit, was seine künftigen Untergebenen erwarten: Entschiedenheit, Durchsetzungsfähigkeit, einen schneidigen Tonfall. Passt zum Militär.“
Frankenpost
„Dass Kanzler Olaf Scholz von seinem Grundsatz abgewichen ist, das Kabinett paritätisch mit Frauen und Männern zu besetzen, geht in Ordnung. Es ging in dieser Situation allein darum, eine möglichst geeignete Person zu finden, egal ob Mann oder Frau.“
Volksstimme
„Eine Entscheidung, mit der der Kanzler mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen hat. Pistorius hat ein Jahrzehnt Erfahrung als niedersächsischer Innenminister und führt kommandogelenkte Behörden zielgerichtet und schnörkellos. Deutschland hat mit ihm den ersten Verteidigungsminister seit Thomas de Maizière, der mal beim Militär war.“
Badische Zeitung
„Naturgemäß kennt sich der Jurist gut mit innerer Sicherheit aus, weniger mit der äußeren. Aber vom Typ her ist er einer, dem man die Durchsetzungsstärke für das Amt zutraut. Pistorius hat sich als Innenminister einen Ruf als roter Sheriff verdient: als einer, der bereit ist, hart durchzugreifen. Das ist eine gute Grundlage für einen, der nun ein roter General sein soll. Der künftige Minister hat angekündigt, er werde sich vor seine Truppe stellen. Das sind Töne, die dort sehr begrüßt werden dürften.“
Tages-Anzeiger (Schweiz)
„Pistorius’ Wahl mag eine Überraschung sein, interessant ist sie aber gewiss. Der Politiker ist jedenfalls ein ausgewiesener Experte für Sicherheit, wenn auch bisher eher für die Polizei als für das Militär. Seit zehn Jahren amtiert Pistorius als Innenminister des Bundeslandes Niedersachsen, das etwa gleich groß und gleich stark bevölkert ist wie die Schweiz. Mit klarer Kante gegen Extremisten - handle es sich um Islamisten, Nazis, Hooligans, Reichsbürger oder Linksextreme - schuf er sich bundesweit einen exzellenten Ruf. (...)
Pistorius war durch seine bullige, direkte und dennoch warmherzig-verschmitzte Art bei seinen Polizisten und Polizistinnen außerordentlich beliebt. (…) Agiert er in Berlin ähnlich wie in Hannover, dürfte er sich vor allem als Anwalt der 180’000 Soldatinnen und Soldaten verstehen.“