Verantwortung, Versöhnung – und gemeinsam entschlossen gegen Antisemitismus. In der Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag warnte Parlamentspräsidentin Bärbel Bas vor Judenhass als Problem für die ganze Gesellschaft: „Von uns allen hängt es ab.“
Vor 80 Jahren planten Staatsbeamte und NS-Funktionäre am Wannsee den monströsen Massenmord an jüdischen Menschen in ganz Europa. Zum Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag erinnerte am Donnerstag Parlamentspräsidentin Bas an „einen Staat, in dem Unrecht zu Recht wurde“, der „das Verbrechen plante und verwaltete. Dieser Staat wurde von Menschen getragen.“
Heute sei daher auch „ein Tag der Scham über das, was frühere Generationen Deutscher getan haben“. Als „wertvolles Geschenk, das es zu pflegen gilt“, hob die Bundestagspräsidentin die Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel nach dem Zweiten Weltkrieg hervor – dies erscheine „im Rückblick wie ein Wunder“. Besonders Bedeutsam sei darum, die Gedenk- und Erinnerungskultur lebendig zu halten.
„Alle als Brüder und Schwestern geboren“
Dafür steht auch die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher, die als Siebenjährige mit ihrer Familie ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Ihre Kindheitserinnerungen hat sie unter anderem in ihrem Buch „Ich bin ein Stern“ veröffentlicht. „Menschenhass ist etwas Schreckliches“, warnte sie am Donnerstag in der Gedenkstunde des Bundestages. „Wir sind alle als Brüder und Schwestern geboren. Mein innigster Wunsch ist die Versöhnung aller Menschen.“
Aber: „Erinnern und Gedenken machen nicht immun gegen Antisemitismus“, warnte Bas. „Der Antisemitismus ist da. Er findet sich nicht nur am äußersten Rand, nicht nur bei den ewig Unbelehrbaren und ein paar antisemitischen Trollen im Netz. Er ist ein Problem unserer Gesellschaft. Der ganzen Gesellschaft. Der Antisemitismus ist mitten unter uns.“