In der kommenden Woche beginnt die Weltklimakonferenz in Paris. In einem Namensbeitrag für spd.de sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, warum die Weltgemeinschaft nur einen möglichen Weg einschlagen kann.
Vierzehn der fünfzehn wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung liegen im noch jungen 21. Jahrhundert. 2014 war das wärmste Jahr überhaupt. Im gleichen Zeitraum haben Extremwetterereignisse in allen Teilen der Erde zugenommen: Stürme, Hurrikans, Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren. Bei einem weiteren Anstieg der Erderwärmung wären die Folgen noch weitaus verheerender. Eine Erhöhung um mehr als zwei Grad, so sagt es die weltweite Klimaforschung, würde das Leben auf der Erde ernsthaft bedrohen.
Schon heute erleben wir ein großes globales Gerechtigkeitsproblem. Für viele Menschen ist der Klimawandel bereits eine unmittelbare Bedrohung. Trinkwasser wird knapp, Böden vertrocknen und Wüsten breiten sich aus. Menschen verlieren ihre Heimat.
Weltgemeinschaft muss umsteuern
Bei einem weiteren Temperaturanstieg wird die Nahrungsmittelproduktion in vielen Teilen der Erde deutlich zurückgehen – bei zunehmender Bevölkerung. Es ist völlig offensichtlich, dass dadurch bestehende Verteilungskonflikte verschärft und neue hervorgerufen würden. Von der Weltbank stammt die Schätzung, dass durch den Klimawandel in den kommenden 15 Jahren 100 Millionen Menschen zusätzlich in Armut stürzen könnten. Wir erleben in diesen Tagen, dass kein Grenzzaun und kein Meer Menschen davon abhalten können, nach einem besseren Leben zu suchen.
Die gute Nachricht ist: Wir können etwas tun. Indem wir weltweit die Treibhausgasemissionen reduzieren. Den Weg, wie das gelingen kann, wollen wir in Paris vereinbaren. Die Zeit drängt. Die Weltgemeinschaft muss jetzt umsteuern.
Was tun?
Wir sind die erste Generation, die Zeugin des Klimawandels ist. Und wir sind zugleich die letzte, die ihn begrenzen kann. Das bedeutet nicht weniger, als dass wir unsere Art zu Leben und zu Wirtschaften grundlegend verändern müssen. Die Braunkohle als Energieträger hat keine Zukunft. Wir brauchen Autos, die durch Erneuerbare Energien angetrieben werden und Wohnungen, die ohne eine Gas- oder Ölheizung auskommen. Als Sozialdemokraten kommt uns die Aufgabe zu, diesen Wandel sozialverträglich zu organisieren. Wir müssen uns und alle anderen Bürgerinnen und Bürger motivieren, sich selbst in die Pflicht zu nehmen.
Als Bundesregierung setzen wir uns mit aller Kraft für ein erfolgreiches Klimaschutzabkommen auf der Konferenz in Paris ein. Alle Länder der Welt müssen ihren Beitrag leisten. Nach der Konferenz in Paris wird entscheidend sein, die nationalen Beiträge regelmäßig zu überprüfen und sich immer wieder neue Ziele zu setzen. Darüber hinaus brauchen wir ein weltweites Langfristziel. Wir brauchen eine „grüne Null“, also Null CO2 aus fossilen Energieträgern im Laufe dieses Jahrhunderts. Damit geht das Zeitalter der fossilen Energien unweigerlich zu Ende.
Parallel dazu geht es um Klimafinanzierung. Wir werden die Mittel für die internationale Klimafinanzierung bis 2020 auf vier Milliarden Euro verdoppeln. Gemeinsam mit den anderen Industrieländern verfolgen wir das Ziel, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Mitteln für den Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern zu mobilisieren. Die Industrieländer haben hier große Fortschritte gemacht und sind auf gutem Wege, ihre internationalen Verpflichtungen zu erfüllen.