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Wir trauern um Hans-Jochen Vogel
![](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/HJV_TW_Trauer.png)
Die SPD trauert um Hans-Jochen Vogel. Vogel war am 26. Juli 2020 im Alter von 94 Jahren gestorben. Er war der erste Vorsitzende der wiedervereinigten SPD. Er war ein großer Sozialdemokrat, ein Vorbild, ein Freund. Hans-Jochen Vogel kämpfte sein Leben lang für sozialdemokratische Werte, eine gerechte Welt und für ein einiges Europa. Er wird fehlen.
"Die SPD verliert nicht nur einen ehemaligen Vorsitzenden, sondern ein Vorbild an Anstand, Integrität und Verlässlichkeit. Mutiges Handeln aus Verantwortung zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Hans-Jochen Vogel. Mit seinen messerscharfen Analysen, getippt auf seiner alten Schreibmaschine, war Hans-Jochen Vogel der SPD bis ins hohe Alter wohlmeinender Ratgeber. Hans-Jochen Vogel war zur Stelle, wann immer ihn die SPD gebraucht hat. Als Bürgermeister, Minister, Fraktionsvorsitzender und später Parteivorsitzender hat er seine Arbeit stets in den Dienst der Menschen gestellt. Als bekennender Christ und überzeugter Sozialdemokrat war ihm das Gemeinwohl und der gesellschaftliche Zusammenhalt ein besonderes Anliegen. Die SPD hat heute einen Freund verloren, auf dessen Leben wir stolz zurückblicken. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen"
Die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans
Rede des SPD-Vorsitzenden Norbert Walter-Borjans bei der Trauerfeier für Hans-Jochen Vogel am 3. August 2020 in München
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Ein großer Sozialdemokrat
![privat Foto: Hans-Jochen Vogel als Gymnasiast](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/Vogel_Gymnasiast.jpg)
![privat Hans-Jochen (l.) und Bernhard Vogel (r.)](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/Vogel_Bru__der.jpg)
![dpa Bernhard (r) und Hans-Jochen Vogel (2009)](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/7aVogel_Bruder.jpg)
![privat Hans-Jochen Vogel als junger Soldat](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/0_Vogel.jpg)
![privat Foto: Hans-Jochen Vogel als Student.](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/Vogel_Student_privat.jpg)
![dpa Foto: Hans-Jochen Vogel (l) begrüßt die Spieler von München 1860 als DFB-Pokalsieger 1964 auf dem Marienplatz.](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/2_Vogel.jpg)
![dpa Foto: Die Mannschaft des deutschen Gold-Achters von Mexiko 1968 trägt am 26.08.1972 in München bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele die Olympia-Fahne in das Olympiastadion](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/3_Vogel.jpg)
![Bundesarchiv, B 145 Bild-F031133-0010 / Storz / CC-BY-SA 3.0 Foto: Hans-Jochen Vogel, Willy Brandt und Hildegard Hamm-Brücher bei der Verleihung des Theodor-Heuss-Preises 1970](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/4a_Vogel_Brandt.jpg)
![Deutscher Bundestag / Heribert Bode Foto: Hans Jochen-Vogel unterhält sich mit Eugen Gerstenmaier (rechts), Walter und Mildred Scheel (1977)](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/4_Vogel.jpg)
![Foto: Hans-Jochen Vogel und seine Ehefrau Liselotte (2011)](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/5a_Vogel_Liselotte.jpg)
![dpa Foto: Hans-Jochen Vogel (l) spricht mit Kanzler Helmut Schmidt am 18.10.1977](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/5_Vogel.jpg)
![dpa Foto: Hanns Martin Schleyer unter dem Logo der RAF (Rote Armee Fraktion) und einem Schild mit der Aufschrift "Seit 20 Tagen Gefangener der R.A.F."](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/6_Vogel.jpg)
![privat Foto: Hans Jochen Vogel nimmt am 23. Januar 1981 die Wahl zum Regierenden Bürgermeister von Berlin an.](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/7_Vogel.jpg)
![dpa Hans-Jochen Vogel und Greta Wehner](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/8a_Vogel_Wehner.jpg)
![dpa Foto: Hans-Jochen Vogel während einer Rede im Februar 1983](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/8_Vogel.jpg)
![dpa Foto: Protest bei der SPD-Opposition am 05.05.1983 im Deutschen Bundestag in Bonn: links Hans-Jochen Vogel, vorn Dieter Spöri und dahinter Peter Struck.](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/9_Vogel.jpg)
![dpa Foto: Hans-Jochen Vogel umringt von Abgeordneten der Grünen im Bundestag 1983](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/10a_Vogel_Gruene_1983.jpg)
![dpa Foto: Plakate von SPD, CDU und FDP zur Bundestagswahl 1987 an einer Straße in Düsseldorf](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/10_Vogel.jpg)
![Bundesarchiv, B 145 Bild-F079283-0031 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0 Foto: Blick auf das Podium, Hans-Jochen Vogel spricht beim SPD-Parteitag 1988 in Münster](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/11_Vogel.jpg)
![dpa Foto: Stehend l-r Johannes Rau (SPD-West), Stephan Hilsberg (Sprecher der SPD-Ost), Hans-Jochen Vogel (Parteivorsitzender SPD-West), Ibrahim Böhme (Geschäftsführer SPD-Ost) und Markus Meckel (Zweiter Geschäftsführer der SPD-Ost), SDP-Gründungsmitglied Harald Ringstorff, sowie vorn sitzend Ex-Kanzler Willy Brandt (Ehrenvorsitzender SPD-West) sind auf ihrem gemeinsamen Treffen am 12. Februar 1990 in Bonn offensichtlich guter Dinge.](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/12_Vogel.jpg)
![Deutscher Bundestag / Hans-Günther Oed Foto: Hans-Jochen Vogel eröffnet Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion (1991)](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/14a_Vogel.jpg)
![privat Foto: Hans-Jochen Vogel (l.) im Gespräch mit Papst Johannes Paul II. in Rom.](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/Vogel_Papst.jpg)
![Deutscher Bundestag / Werner Schüring Foto: Hans-Jochen Vogel während einer Sitzung der Verfassungskommission 1992](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/13_Vogel.jpg)
![dpa Hans-Jochen Vogel wird am 08.12.2013 in München während der SPD-Regionalkonferenz vom Publikum mit Applaus empfangen](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/14_Vogel.jpg)
![dpa Hans-Jochen Vogel und Erhard Eppler (r) umarmen sich beim SPD-Bundesparteitag 2007 in Hamburg](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/15a_Vogel_Eppler.jpg)
![Foto: Hans-Jochen Vogel und Helmut Schmidt (2008)](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/15_Vogel_Schmidt.jpg)
![dpa Foto: Hans-Jochen Vogel spricht 2012 auf einer Großkundgebung gegen Rechtsextremismus in Dresden](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/16_Vogel.jpg)
![dpa Foto: Hans-Jochen Vogel (2013)](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/17_Vogel.jpg)
![Jörg Hüster](/fileadmin/Bilder/Alt_Aktuelles/Hans-Jochen-Vogel/HJV_Lassalle.jpg)
Sein Leben
Hans-Jochen Vogel wurde am 3. Februar 1926 als Sohn eines Privatdozenten geboren. Er gehört zu einer Generation, für die Frieden und Demokratie keine Selbstverständlichkeiten sind. Die Brutalität des Zweiten Weltkrieges musste er am eigenen Leib erfahren. Als ihm nach Kriegsende das ganze Ausmaß der Zerstörung und der Verbrechen bekannt wurde, wusste er, dass dies ohne starkes gesellschaftliches Engagement nicht überwunden werden konnte.
Gegen Ende seines juristischen Studiums in Marburg prüfte er, welche Partei seinen Vorstellungen am besten entsprechen würde. Es waren die Haltung der Sozialdemokraten vor und während des „Dritten Reiches“ und die Haltung und die Reden ihrer großen Persönlichkeiten wie Otto Wels und Kurt Schumacher sowie die Frage der sozialen Gerechtigkeit, die ihn überzeugten.
1950 trat er in die SPD ein. Von da an kümmerte er sich um die Sozialdemokratie und übernahm für sie und das Land mit einer Beharrlichkeit und Ausdauer Verantwortung, wie nur wenige andere vor und nach ihm.
Nachdem er in den 1950er Jahren als Assessor im Bayerischen Staatsministerium der Justiz und auch später in der Staatskanzlei als Leiter des Rechtsreferates in München beschäftigt war, wurde er 1960 im Alter von gerade mal 34 Jahren zum Münchner Oberbürgermeister gewählt. Die folgenden 12 Jahre lang prägte er vom Rathaus aus die Stadt. Neben vielen anderen Projekten und Ereignissen waren die Bewerbung und die Vergabe der Olympischen Spiele von 1972 ein historischer Höhepunkt seiner Amtszeit.
Als Bayerischer Landesvorsitzender und Spitzenkandidat wurde Vogel in der Regierung von Willy Brandt 1971 Bundesminister für Bauwesen und Städtebau.
Als Justizminister in der Regierung von Helmut Schmidt hatte der versierte Rechtswissenschaftler und Verwaltungsexperte eine wichtige Position bekleidet. Zu den wichtigen Erfolgen als Justizminister zählen u.a. die Novellierung des § 218, eine Strafrechtsreform, die Einführung eines neuen Ehe-, Scheidungs- und Familienrechts und die Debatte über die Verjährung von Mord und Völkermord.
Der RAF-Terror stellte allerdings eine harte Bewährungsprobe für den demokratischen Rechtsstaat dar und war die bestimmende Herausforderung dieser Zeit. Es galt, den Staat nicht erpressbar zu machen, den Rechtsstaat zu schützen und trotzdem den Terror zu bekämpfen. Diese Gratwanderung meisterte Vogel an der Seite von Helmut Schmidt mit Pflichtbewusstsein, Charakterstärke und fachlicher Exzellenz.Als Anfang der 1980er Jahre die Berliner SPD zerstritten und ohne starke Führung dastand, führte Hans-Jochen Vogel die Partei wieder zusammen, stabilisierte sie und übernahm als Regierender Bürgermeister von Berlin Verantwortung. Dieses mutige Handeln zieht sich durch seinen ganzen Lebenslauf. Seine Berliner Zeit und die Übernahme der Kanzlerkandidatur 1983 sind dafür sehr eindrückliche Beispiele. Niemand sonst hatte sich damals getraut, gegen Helmut Kohl anzutreten. Auch wenn die Wahl nicht gewonnen werden konnte: Er hatte sein politisches Gewicht eingesetzt und in der Situation des Machtverlustes die schwere Aufgabe des Fraktionsvorsitzes angetreten – um Fraktion und Partei programmatisch und perspektivisch aufzustellen.
1987 übernahm er dann zusätzlich den Parteivorsitz von Willy-Brandt und bekam so die Gelegenheit, die Politik der Wendezeit mitzugestalten. Eine Herzensangelegenheit war für ihn die Integration der ostdeutschen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten.
Nach seiner beruflichen Zeit als Politiker nahm er sich dem Kampf gegen den Rechtsextremismus an – ein Thema, das ihn schon als junger Mensch zu politischem Engagement motiviert hatte. Als Antwort auf die rassistischen und fremdenfeindlichen Ereignisse der beginnenden 1990er Jahre gründete er mit vielen anderen den Verein „Gegen Vergessen für Demokratie“ und saß ihm viele Jahre vor.
Bis zuletzt war Hans-Jochen Vogel ein wertvoller Rat- und Impulsgeber, ein wohlmeinender Kritiker und scharfer Analyst der deutschen Sozialdemokratie.