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Unsere Expert*innen
Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl
Leiterin des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)
Wer bin ich?
Ich bin Marion A. Weissenberger-Eibl, Zukunftsforscherin und Innovationsexpertin.
Was mache ich beruflich? Wofür trage ich Verantwortung?
Als Institutsleiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und Inhaberin des Lehrstuhls Innovations- und TechnologieManagement iTM am Institut für Entrepreneurship, Technologie-Management und Innovation am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) trage ich Verantwortung für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Studierenden. Zudem nehme ich Aufsichtsrats- und Beiratsmandate in Unternehmen und Gremien wahr. Über diese direkte Verantwortung hinaus spüre ich aber auch eine Verantwortung für die (Mit-)Gestaltung der Zukunft, die wir alle haben.
Wie ich glaube, dass wir in 10 Jahren leben werden …
Die Zukunft können wir nicht vorhersagen. Gewiss jedoch werden wir auch 2030 in einer sich kontinuierlich wandelnden Welt leben. Für eine wünschenswerte und realistische Zukunft haben wir viele Herausforderungen zu bewältigen! Ich bin davon überzeugt, dass wir dafür positive Zukunftsbilder und neue Narrative brauchen. Unser Leben wird sich verändern und Maschinen mit künstlicher Intelligenz werden uns viel stärker unterstützen. Robotik hält Einzug in unsere Lebens- und Arbeitsbereiche. Nachhaltigkeit erhält eine neue Priorisierung. Ich blicke mit Optimismus in das Jahr 2030 und erhoffe mir eine nachhaltige, stärker digitalisierte und vernetzte Welt, in der weiterhin gegenseitige Solidarität gelebt wird.
Das würde ich in Deutschland gerne sofort ändern …
Der Innovationsindikator 2020 zeigt auf, dass deutsche Unternehmen im Vergleich zu Unternehmen aus kleineren Volkswirtschaften seltener ausländisches Wissen für die eigene Technologieentwicklung nutzen. Die Ressource Wissen gewinnt im Rahmen des fortschreitendenden strukturellen Wandels von der Industrie- zur Wissensgesellschaft weiter stark an Bedeutung. Daher gilt es, offener zu sein, lokale Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft einzubeziehen, und auch Kooperationen mit internationalen Partnern anzustreben.
Was bedeuten „Zusammenhalt“ und „Innovationen“ für mich?
In der aktuellen Corona-Krise ist Zusammenhalt ein bedeutsamer Stabilitätsfaktor. Die Herausforderungen der Zukunft können wir nur gemeinsam bewältigen. Dazu braucht es einen gelebten Zusammenhalt, das heißt eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung und globale Verbundenheit. Gleichzeitig müssen wir zur Lösung der komplexen Problemstellungen von heute auch fächer- und ressortübergreifend enger zusammenarbeiten. Der Zusammenhalt – national und international – bildet das Fundament für Innovation, Fortschritt und Wohlstand.
Innovationen entstehen jedoch nicht einfach nebenbei. Sie brauchen neben Zusammenhalt vor allem Zeit, Invest, Neugier und Mut. Innovation entwickelt sich oftmals als wirtschaftliche Antwort auf eine Problemstellung. Um genau zu sein, sprechen wir jedoch erst von einer Innovation, wenn sich die Invention, also die Erfindung, auch auf dem Markt durchgesetzt hat.
Welche Lehren sollten wir aus der Corona-Krise ziehen?
Die Corona-Krise bietet eine Chance zum Systemwandel. In den letzten Monaten sind Homeoffice oder Homeschooling zu unserem "neuen" Alltag geworden. Die digitale Kommunikation hat einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft eingenommen und zeigt auf, dass ein stärkerer Ausbau der digitalen Infrastruktur erforderlich ist.
Aus der Corona-Krise können wir zudem Lehren für die Klimakrise ziehen. Denn der erlebte globale Zusammenhalt, die gegenseitige Achtsamkeit und Solidarität der Bevölkerungen sowie technologische und soziale Innovation sind gerade auch im Kampf gegen den Klimawandel sehr bedeutsam.