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Egon Bahr
Wegbereiter der deutschen Einheit
Egon Bahr – Politische Maxime: „Ohne Frieden ist alles nichts“
Egon Bahr (1922–2015), geboren im thüringisch-hessischen Treffurt, schloss seine Schulzeit 1940 in Berlin mit dem Abitur ab. Unter der Hitler-Diktatur litt er aufgrund seiner jüdischen Großmutter: Ein Studium blieb ihm verwehrt, dennoch nahm er am Krieg teil. Diese Erfahrungen formten seine Überzeugung, dass „ohne Frieden alles nichts ist“. Diese Maxime prägte sein gesamtes politisches Wirken.
Nach dem Krieg begann Bahr 1945 als Journalist, doch die deutsche Frage ließ ihn nicht los. Politisch aktiv wurde er 1956, als er der SPD beitrat. Er erkannte, dass die Westpolitik Adenauers für die Überwindung der deutschen Teilung nicht ausreichte. Willy Brandt erkannte Bahrs außergewöhnliche Fähigkeiten und ernannte ihn 1960 zum Presse- und Informationschef in Berlin.
Wandel durch Annäherung – Bahrs Entspannungspolitik
Der Bau der Berliner Mauer 1961 wurde für Bahr zum Wendepunkt. Das tägliche Leid der Teilung motivierte ihn, eine Strategie zur Überwindung der menschenverachtenden Trennung zu entwickeln. Die legendäre Formel „Wandel durch Annäherung“ (1963) basierte auf der Anerkennung der Realität: Nur durch Gespräche und schrittweise Kooperation konnte die Ost-West-Konfrontation entschärft werden.
Bahr war maßgeblich an den wegweisenden Verträgen der Ostpolitik beteiligt – dem Moskauer Vertrag, dem Grundlagenvertrag und dem Warschauer Vertrag. Mit seiner Verhandlungskunst legte er die Basis für die Transformation von Feindbildern in Zusammenarbeit. Sein Fokus lag immer auf der konkreten Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen.
Ein Platz in der Geschichte
Egon Bahr war nicht nur ein enger Freund und Berater Willy Brandts, sondern auch ein Vordenker, der Deutschlands Rolle in Europa und der Welt neu definierte. Trotz Häme von konservativer Seite gilt heute die Ostpolitik als entscheidende Voraussetzung für die Wiedervereinigung Deutschlands und Europas.
Für sein Lebenswerk erhielt Bahr zahlreiche Ehrungen. Doch seine größte Belohnung war der Fall der Berliner Mauer im November 1989. Egon Bahr starb am 19. August 2015 in Berlin – sein Vermächtnis lebt in der deutschen Politik weiter.