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Willy Brandt
Parteivorsitzender, Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger
Willy Brandt – „Wir wollen mehr Demokratie wagen“
Mit diesen Worten aus seiner ersten Regierungserklärung am 28. Oktober 1969 setzte Willy Brandt, Deutschlands erster sozialdemokratischer Bundeskanzler seit 1930, ein Zeichen für eine neue politische Ära.
Ein Leben im Dienst der Demokratie
Willy Brandt wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck als unehelicher Sohn einer jungen Konsumverkäuferin geboren. Aufgewachsen bei seinem sozialdemokratischen Großvater, engagierte er sich schon früh in der Sozialistischen Arbeiterjugend. 1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, floh Brandt ins Exil nach Skandinavien. Dort prägte ihn der freiheitliche Volkssozialismus und seine Vision einer friedlichen europäischen Neuordnung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm führende Rollen in der SPD. Als Regierender Bürgermeister von Berlin (1957–1966) wurde er international bekannt, besonders durch seine Haltung während des Mauerbaus 1961.
Kanzlerschaft und Ostpolitik
1969 wurde Brandt Bundeskanzler einer sozialliberalen Koalition. Mit seiner Ostpolitik setzte er historische Akzente: Der „Wandel durch Annäherung“ führte zu einer Entspannung im Verhältnis zu den Staaten Osteuropas. Sein Kniefall in Warschau 1970 wurde zum Symbol für Deutschlands Verantwortung und Versöhnung. Brandt leitete den Wandel der Bundesrepublik zu einem modernen Bürgerstaat unter der Maxime „mehr Demokratie wagen“.
Wiederwahl, Friedensnobelpreis und Rücktritt
1972 gewann Brandt die Bundestagswahl mit einem historischen Wahlergebnis. Ein Jahr zuvor war er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sein Rücktritt 1974 nach der Guillaume-Affäre markierte das Ende seiner Kanzlerschaft, doch er blieb eine prägende Figur der Sozialdemokratie.
Ein Weltbürger und Architekt der Einheit
Als Vorsitzender der Sozialistischen Internationale und der Nord-Süd-Kommission engagierte sich Brandt global für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. 1989 wurde er erneut zum Motor der Geschichte, als er die deutsche Wiedervereinigung aktiv mitgestaltete. In seiner letzten Rede 1992 forderte er, in Deutschland und Europa zusammenzuführen, „was willkürlich und gewaltsam voneinander getrennt worden war.“
Ein Vermächtnis für die Zukunft
Willy Brandt bleibt als Visionär, Staatsmann und Architekt der Ostpolitik eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Sein Leben und Wirken stehen für Frieden, Freiheit und Demokratie.