Inhaltsbereich
Detailseite
Jeanette Wolff
1888–1976
- Geboren am 22. Juni 1888 in Bocholt
- 1904 Ausbildung zur Kindergärtnerin in Brüssel, Beitritt zur SPD
- 1909 Abitur am Abendgymnasium, Parteiarbeit
- 1911 Heirat mit Hermann Wolff, gemeinsamer Betrieb eines Textilunternehmens, das 1912 als erstes Unternehmen überhaupt den 8-Stunden-Tag einführt
- 1919–1932 Stadtverordnete und Stadträtin in Bocholt
- 1933 Verhaftung und „Schutzhaft“
- 1942 Deportation ins KZ Riga-Kaiserwald, danach ins KZ Stutthof bei Danzig und weitere Lager
- Jahreswechsel 1944/45 Befreiung aus dem Zuchthaus Koronowo (Polen) durch die Sowjetarmee
- 1946–1951 Stadtverordnete in Berlin
- 1952–1961 Mitglied des Deutschen Bundestags
Entnazifizierung und Wiedergutmachung
Als Jüdin und Sozialdemokratin gehört Jeanette Wolff zu den „doppelt Verfolgten“ im Nationalsozialismus. Nach mehrjähriger Haft- und KZ-Erfahrung überleben sie und ihre Tochter Edith als einzige ihrer Familie den Holocaust. Schon in der Weimarer Zeit kämpft Wolff für Frauenwahlrecht, soziale Wohlfahrt und Arbeitsschutz. Zugleich ist sie in der jüdischen Gemeinde aktiv.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus engagiert sich Jeannette Wolff unverminderte weiter. Sie wird Stadtverordnete in Berlin, stellt sich gegen die Zwangsvereinigung von SPD und KPD und wirkt beim Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Westdeutschland mit. Jeanette Wolff plädiert für ein scharfes Entnazifizierungsgesetz und setzt sich vehement für Wiedergutmachungsleistungen für NS-Opfer ein. Unermüdlich mahnt sie, nicht zu vergessen.