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1919 | Frauenwahlrecht

19. Januar 1919
Aus Frauen werden Staatsbürgerinnen
Der Krieg ist verloren. Der Kaiser hat abgedankt. Deutschlands erste Demokratie entsteht. Und die Sozialdemokratie übernimmt erstmals Regierungsverantwortung.
Nur drei Tage nach Übernahme der Amtsgeschäfte durch Friedrich Ebert beschließt der Rat der Volksbeauftragten am 12. November 1918 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen, so wie es seit rund dreißig Jahren schon im Programm der SPD gestanden hat.
78 Prozent der Frauen beteiligen sich an der Wahl
Am 19. Januar 1919 ist es so weit: Die Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung finden statt, und 78 Prozent aller erstmalig wahlberechtigten Frauen nutzen ihr neues Recht und beteiligen sich durch Stimmabgabe.
In der SPD sind seit Langem schon viele Frauen aktiv. Sie zählt mehr als 200 000 weibliche Mitglieder. Eines der grundlegenden Manifeste der Frauenemanzipation hat August Bebel geschrieben: "Die Frau und der Sozialismus". Ein Bestseller.
Einführung der Quote
Dennoch bleiben Frauen in Gremien und Ämtern noch lange unterrepräsentiert. Das ändert sich entscheidend erst mit der Einführung der Quote.
Als erste Frau überhaupt ergreift Marie Juchacz, Mitglied des Parteivorstands der SPD, in einem deutschen Parlament das Wort. In der Deutschen Nationalversammlung in Weimar hält sie am 19. Februar 1919 eine historische Rede:
"Meine Herren und Damen! Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier feststellen, und zwar ganz objektiv, dass es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat. (...) Die Frauen besitzen heute das ihnen zustehende Recht der Staatsbürgerinnen. Gemäß ihrer Weltanschauung konnte und durfte eine vom Volk beauftragte sozialistische Regierung nicht anders handeln, wie sie gehandelt hat."
1928 hält Juchacz anlässlich der Reichstagswahlen abermals eine Rede zum Frauenwahlrecht:
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Nach wie vor setzt sich die SPD für Frauenrechte ein. Noch immer werden berufstätige Frauen schlechter bezahlt als Männer. Noch immer tragen sie in Familien in der Regel die größeren Lasten. Noch immer wird es ihnen vielfach unmöglich gemacht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.