Bis zum heutigen Tag haben Frauen in Deutschland de facto umsonst gearbeitet, während Männer seit Jahresanfang Geld verdienen. Die Gründe für diese ungleiche Verteilung sind vielfältig: Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahlten Berufen, seltener in Führungspositionen und stemmen nebenbei noch Haushalt und Kinderbetreuung. Mit diesem verstaubten Rollenmodell muss endlich Schluss sein, finden unsere Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Zum Equal Pay Day haben sie im Podcast mit Verena Hubertz (Kitchen Stories, Bundestagswahlkandidatin SPD Trier), Rasha Nasr (Bundestagswahlkandidatin SPD Dresden) und Anne Dittmann (Journalistin) darüber diskutiert, warum Babys im Plenarsaal erlaubt sein sollten, wie ein Kulturwandel in der Arbeitswelt aussehen kann und welchen Ratschlag keine der Frauen jemals wieder hören möchte.
“Warum sind Frauen in Parteien unterrepräsentiert?"
"Wenn wir über Arbeit und Lohngerechtigkeit sprechen, müssen wir auch über Elternschaft sprechen", sagt Rasha Nasr. Die SPD-Bundestagswahlkandidatin aus Dresden fühlt sich an den Eklat im Thüringer Landtag erinnert, bei dem eine Abgeordnete aus dem Plenarsaal geworfen wurde, weil sie ihr Neugeborenes dabei hatte. "Das bewegt junge Politikerinnen schon zum Nachdenken", erzählt sie. Es sei symptomatisch dafür, warum Frauen in Parteien und Parlamenten unterrepräsentiert sind. "Sie stellen sich oft die Frage, ob sie das alles mit der Familie unter einen Hut bringen können." Für Saskia Esken spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Rolle. Ihr Bundestagsbüro werde von zwei jungen Müttern geleitet, die sich den Job teilen, erzählt sie. "Das funktioniert sehr gut und ich finde, das muss einfach möglich sein."
Ich will das Kind aus der KITA holen und trotzdem voll arbeiten
Mehr Flexibilität in der Arbeitswelt über alle Lebensphasen hinweg wünscht sich auch Verena Hubertz. Die Gründerin der Koch-App "Kitchen Stories" und Bundestagswahlkandidatin aus Trier gibt ein Beispiel aus ihrer Lebensrealität: "Was bedeutet es denn, wenn ich um 16 Uhr das Kind abhole? Das heißt ja nicht, dass ich nine to five arbeite, sondern ich bin dann vielleicht um acht Uhr nochmal kurz am Laptop und schreibe zwei Stunden den Kram zu ende." Natürlich sollten Arbeitnehmende vor Ausbeutung und einem Always-On-Anspruch geschützt werden, aber im Vordergrund sollten die Selbstbestimmung und das Vertrauen stehen, "dass die Arbeitszeit und Elternzeit um die Person herum organisiert werden kann".