Die deutsche Wirtschaft steht trotz turbulenter Zeiten sehr gut da. Zu diesem Urteil kommen die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute in ihrem Herbstgutachten. Der starke Arbeitsmarkt, gute Tarifabschlüsse und der Mindestlohn stärkten den Binnenkonsum. Die Investitionsoffensiven des Wirtschaftsministers zahlten sich ebenso aus. Auch die Integration der Flüchtlinge könne Deutschland stemmen, wenn konsequent in deren Qualifizierung für den Arbeitsmarkt investiert werde, stellt das Gutachten fest.
Dabei verweisen die Ökonomen besonders auf die deutsche Rekordbeschäftigung, hohe Löhne und volle Staatskassen: Weder die schwächelnde Weltwirtschaft noch die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, würfen Deutschland aus der Bahn, sagen sie in ihrem Herbstgutachten voraus.
Deutschland bleibt nach Ansicht der Wirtschaftsweisen wirtschaftlich stark und kann so auch die hohen Flüchtlingszahlen ohne neue Schulden stemmen. 2014 war die deutsche Wirtschaft um 1,6 Prozent gewachsen. In dem Gutachten gehen die Institute davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft trotz der Durststrecke der Weltwirtschaft 2015 und 2016 um jeweils 1,8 Prozent zulegt. Vor allem das schwächere Wachstum in China und anderen Schwellenländern bremse die exportabhängige deutsche Industrie.
Arbeitnehmer haben mehr Geld
Das „verhaltene Wachstum“ wird vor allem von den konsumfreudigen Verbraucherinnen und Verbrauchern getragen. Die seit Jahren steigenden Löhne und Gehälter bei niedriger Inflation zahlen sich im Geldbeutel der Beschäftigten aus. Dank hoher Beschäftigung, niedriger Ölpreise und steigender Reallöhne geben sie mehr Geld aus. Die Zahl der Erwerbstätigen soll auch nächstes Jahr weiter steigen. Allerdings könnte sich die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt in einer etwas höheren Arbeitslosenquote niederschlagen (6,5 Prozent statt 6,4 Prozent). Stark wird auch der Wohnungsbau und der öffentliche Bau bewertet.
Investitionen in Köpfe
Das Herbstgutachten bestätigt eine seit jeher sozialdemokratische Position: Deutschland müsse wesentlich mehr in Bildung investieren, so die Ökonomen. In den Haushalten der Länder und Kommunen sind durch die auf Druck der SPD durchgesetzten Entlastungsmaßnahmen der Großen Koalition dafür bereits Spielräume geschaffen worden. Weitere müssen aus Sicht der Wirtschaftsforscher folgen. Deutschland sei deutlich weniger produktiv als beispielsweise die USA und liege mit seinen jährlichen Bildungsausgaben nur im Mittelfeld der OECD-Staaten.
Um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben müsse man hier dringend umsteuern und die Investitionen ausbauen. Bezahlt werden könne diese „Investitionsoffensive in Köpfe“ durch die überschüssigen Milliarden, die der Staat dank des Wachstums mehr einnimmt, als er ursprünglich geplant hatte.
Flüchtlinge als Chance
Dass Bildung unsere wichtigste Ressource ist, trifft auch für die Integration der bei uns Zuflucht suchenden Menschen zu. Das Gutachten sagt sehr deutlich: Je besser es uns gelingt, die Neuangekommenen gut und schnell in Deutschland zu integrieren und in Arbeit und Ausbildung zu bringen, desto größer ihr Beitrag zu unserem wirtschaftlichen Erfolg.