Er zählt zu den Großen der Sozialdemokratie. Und wenn Erhard Eppler sein politisches Leben bilanziert, bleibt kein Platz leer im Atrium des Willy-Brandt-Hauses. „Links leben – Erinnerungen eines Wertkonservativen“ ist der persönliche Blick des Quer- und Vordenkers auf die politische Landschaft der Bundesrepublik im 20. Jahrhundert.
„Kaum jemand hat die Haltung der SPD zu Zukunftsfragen so positiv geprägt wie Ehrhard Eppler“, beschrieb SPD-Schatzmeister Dietmar Nietan den Verfasser als einen „der großen Vordenker der SPD“. In seiner Eröffnungsrede am Mittwoch zur Buchvorstellung im Berliner Willy-Brandt-Haus erinnerte er sich, wie er selbst als Juso erstmals mit den Schriften Epplers in Kontakt gekommen war – und beeindruckt war: So habe Eppler mit seinen Analysen aktueller Begebenheiten spätere Entwicklungen häufig vorhergesehen – und damit den zukunftsorientierten Kurs der Sozialdemokratie in Deutschland oft geprägt habe. Etwa durch seine konsequent vertretene Kritik an der „Ideologie der Marktradikalen“.
Eppler selbst gewährte an dem Abend im Gespräch mit dem Historiker Peter Brandt Einblick in ein politisches Leben, das oft auch unbequeme Wege eingeschlagen hat. „Ich bin ja bekannt als einer der polarisiert hat. Dabei habe ich das gar nicht gern getan, es war mir gar nicht wohl dabei. Aber manche Dinge muss man tun, weil sie eben sein müssen“, so Eppler. Zum Beispiel in seiner Zeit als Landeschef der SPD in Baden-Württemberg, als er mit dem dortigen CDU-Granden Hans Filbinger schwere Gefechte auszutragen hatte. Gern erinnere er sich dagegen an sein Wirken in der SPD-Grundwertekommission zurück. „Das gehörte zu den Dingen, die man gerne macht“, so Eppler.
In „Links leben“ blickt Eppler auf fast ein Jahrhundert deutscher Zeitgeschichte zurück – unter anderem mit Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt oder mit dem Brandt-Vertrauten Egon Bahr, die Auseinandersetzungen um den NATO-Doppelbeschluss, die Geburt der Friedensbewegung. Der „schreibende Gärtner“, wie sich Eppler hin und wieder selbst mit einem Augenzwinkern bezeichnet, ist seit 1956 Sozialdemokrat.
Erhältlich ist das knapp 340 Seiten starke Werk im Propyläen-Verlag (ISBN-13 9783549074657). Im selben Verlag erschien auch das im Jahr 2013 von Egon Bahr veröffentlichte Werk: „Das musst du erzählen. Erinnerungen an Willy Brandt.“