Erfolgreiches Jahr 2015 für Arbeitnehmer: Ihre Löhne stiegen kräftig, die Verbraucherpreise hingegen kaum. Damit haben sie in diesem Jahr spürbar mehr Geld zur Verfügung als in den Jahren zuvor. Besonders Geringverdienende profitierten von der Einführung des Mindestlohns.
Die Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist in Deutschland 2015 so hoch gestiegen wie seit 1992 nicht mehr. Im Schnitt lagen die sogenannten Reallöhne in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um gut 2,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mit.
Löhne steigen kräftiger als Inflation
Der jüngste Aufwärtstrend hat zwei Treiber: Neben den steigenden Löhne eine Mini-Inflation. Während die Löhne kletterten, verteuerten sich Waren und Dienstleistungen hingegen nur äußerst gering. Daher blieben die Lohnsteigerungen fast vollständig bei den Beschäftigten.
Unter dem Strich haben sie somit mehr Geld in der Tasche. Das stärkt ihre Kaufkraft und kann den Konsum ankurbeln. Volkswirte erwarten, dass der Konsum auch 2016 die tragende Säule der deutschen Konjunktur sein wird.
Positive Bilanz: Ein Jahr Mindestlohn
Zu den deutlichen Verdienstzuwächsen hat Ökonomen zufolge auch der von der SPD zu Jahresbeginn eingeführte gesetzliche Mindestlohn beigetragen. Beschäftigte mit eher unterdurchschnittlichen Löhnen kamen auf ein deutliches Lohnplus.
Und der Mindestlohn hat für Millionen Beschäftigte nicht nur die bisher größte Gehaltserhöhung ihres Lebens gebracht. Aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass der Mindestlohn auch nach knapp einem Jahr unter dem Strich zu keinen negativen Arbeitsmarkteffekten geführt hat.
Mehr reguläre Beschäftigung gerade in Niedriglohnbranchen
Im Gegenteil: Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist spürbar gestiegen ist - und zwar gerade in traditionellen Niedriglohnbranchen. Zurückgegangen ist lediglich die Zahl oft sehr niedrig bezahlter und schlecht abgesicherter Minijobs. Experten meinen, das dürfte zum Teil daran liegen, dass diese Arbeitsverhältnisse in reguläre Stellen umgewandelt wurden.
Kaufkraft gestärkt
„Die Warnungen, der Mindestlohn gefährde massenhaft Arbeitsplätze, waren offensichtlich falsch“, stellt der Mindestlohnexperte Thorsten Schulte vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung fest. In begrenztem Maße könne sogar davon ausgegangen werden, „dass mit seiner Einführung ein zusätzlicher Kaufkraftgewinn entstanden ist, der die Inlandsnachfrage gestärkt und damit die Entstehung neuer Beschäftigung gefördert hat“.