Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) fordert mehr Schutz vor häuslicher Gewalt. Es geht um einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe und um den flächendeckend bedarfsgerechten Ausbau des bestehenden Hilfesystems.
Das gestern gemeinsam von Innen- und Familienministerium und dem BKA veröffentlichte "Lagebild Häusliche Gewalt", die kriminalstatistische Auswertung zu Partnerschaftsgewalt, dokumentiert einen erschreckenden Anstieg häuslicher Gewalt. Im Bereich der Partnerschaftsgewalt stieg die Anzahl der Opfer um 9,1 %. Gewalt im häuslichen Kontext trifft überwiegend Frauen und Mädchen: 80,1 % der Opfer von Partnerschaftsgewalt und 71,1 % der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich. In 3/4 der Fälle sind die Tatverdächtigen männlich.
"Erst vor kurzem hat uns die Studie „Spannungsfeld Männlichkeit“ von Plan international die Einstellung vieler junger Männer vor Augen geführt. „Das „Lagebild Häusliche Gewalt“ ist das Ergebnis aus dieser Einstellung gegenüber Frauen“, stellt Maria Noichl, ASF-Co-Bundesvorsitzende, fest. „Unser Kampf gegen Männergewalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Wir müssen mehr tun!“, ergänzt ASF-Co-Bundesvorsitzende Ulrike Häfner. Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser habe das sehr deutlich gemacht: Konsequentes Handeln sei das Gebot der Stunde. Betroffene müssen sich sicher fühlen können vor erneuter Gewalt.
Die SPD-Frauen fordern bereits seit langem einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe, damit das bestehende Hilfesystem flächendeckend und bedarfsgerecht ausgeweitet und angemessen finanziert wird. Der Schutz durch die bestehenden gesetzlichen Regelungen weist nach den Erfahrungen der betroffenen Frauen und Opferhilfeeinrichtungen Lücken auf, die geschlossen werden müssen. „Auf unserer Bundeskonferenz am letzten Wochenende haben wir uns außerdem für die Erprobung der elektronischen Fußfessel nach spanischem Vorbild ausgesprochen“, erklären Noichl und Häfner. Diese Fußfessel soll bei verurteilten Tätern im Bereich häuslicher Gewalt zum Einsatz kommen und die betroffenen Frauen bei räumlicher Annäherung warnen, ein Signal bei der Polizei auslösen und so eine rechtzeitige Intervention ermöglichen.
Die SPD-Frauen erwarten, dass diese Zahlen nicht wieder nur einmal mehr mit Betroffenheit zur Kenntnis genommen werden. „Schon 57 Feminizide in diesem Jahr. Es muss jetzt gehandelt werden!“, so Noichl und Häfner.