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Pressemitteilung

21.04.2016 | 084/16

Sigmar Gabriel zum Tod von Hans Koschnick

Zum Tod von Hans Koschnick erklärt der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel:

Die deutsche Sozialdemokratie trauert um Hans Koschnick, der heute im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Wir haben einen treuen, immer verlässlichen Freund und Mitstreiter verloren, der sich um die Demokratie, unsere Partei und seine Heimatstadt Bremen verdient gemacht hat.

„Handeln und nicht so viel reden“! war seine Maxime, die er in vielen Ämtern und Funktionen beherzigt hat. Hans Koschnick war ein Ausnahmepolitiker: geradlinig, entschlossen und mitreißend konnte er wie wenige andere die Menschen für sozialdemokratische Ziele begeistern.

Hans Koschnick gehörte zu der Generation, die in jungen Jahren geprägt wurde durch Erfahrungen während der Nazidiktatur. Aufgewachsen in einer regimekritischen Familie, wurde er noch in den letzten Kriegstagen einberufen, um bald nach dem Krieg sein politisches Lebenswerk für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität mit dem Eintritt in die SPD zu beginnen.

Eindrucksvolle 66 Jahre war Hans Koschnick Mitglied unserer Partei. Er gehörte dem Parteivorstand von 1970 bis 1991 sowie dem Parteipräsidium von 1979 bis 1986 an. Gemeinsam mit Helmut Schmidt war er von 1975 bis 1979 auch stellvertretender Parteivorsitzender sowie Mitglied des Deutschen Bundestags von 1987 bis 1994.

Hans Koschnick machte Politik aus vollem Herzen. Seine große politische Leidenschaft gehörte vor allem seiner Vaterstadt Bremen, für deren Wiederaufbau nach dem Krieg er sich besonders engagierte. Während seiner Ära als Bürgermeister und Präsident des Senats von 1967 bis 1985 wurde er mit seiner Politik für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt zu einem der populärsten deutschen Stadtoberhäupter.

Sein anderes politisches Lebensthema blieb stets die internationale Verständigung: Schon früh setzte sich Hans Koschnick mit Städtepartnerschaften für den Ausgleich mit Polen und Israel ein.

Als der Ostblock zerfiel, wurde Hans Koschnick mit 65 Jahren EU-Administrator für die Stadt Mostar und übernahm die Verantwortung für den Wiederaufbau der vom Bürgerkrieg schwer getroffenen, zwischen Muslimen und Kroaten aufgeteilten Hauptstadt der Herzegowina. Eine große Herausforderung, der sich Hans Koschnick mit all seinem Elan stellte und dabei zwei Mordanschläge überlebte.

Ab 1998 führte Hans Koschnick dieses Engagement fort als Bosnienbeauftragter der Bundesregierung. In dieser Funktion war er für die Rückführung von 350.000 bosnischen Kriegsflüchtlingen verantwortlich. Auch dieses Amt übte Hans Koschnick mit der ihm eigenen tiefen Humanität aus, indem er sich immer wieder für die Berücksichtigung von Einzelschicksalen bei der Rückführung einsetzte.

Hans Koschnick hat sich mit seiner politischen Lebensleistung große Anerkennung – weit über Parteigrenzen hinaus – erworben. Sein weltoffener, hanseatischer Charakter und seine festen sozialdemokratischen Überzeugungen bestimmten sein politisches Handeln. Wir sind stolz darauf, dass Hans Koschnick einer von uns war und werden sein Andenken in Ehren halten.